Der Trevibrunnen

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von Hannah Rathschlag

Ein weiteres Ziel unserer Kunst- und Kulturentdeckungsreise durch Rom führte uns zum Trevibrunnen, einem der größten Brunnen Roms. Dicht zusammengedrängt standen wir an der Mostra des Brunnens, um gespannt meinem Vortrag lauschen zu können. Faszinierend, was für eine Attraktion ein Brunnen bzw. Wasser doch ausüben kann. Aber diese Wassermanie schien schon bei den guten alten Römern vorhanden gewesen zu sein…

Der Trevibrunnen-mit 26 m Höhe und 50 m Breite einer der größten Brunnen Roms

Wasser für die Römer

„Alle Wege führen nach Rom“, so wurde auch das Wasser ständig mit Hilfe von Aquädukten in das Zentrum der Stadt geführt. So beschrieb Plinius der Ältere die Wasserzufuhr in Nat. Hist. XXXVI, 128:

„Doch wer die Fülle des Wassers sieht, das so geschickt in die Stadt geleitet wird, um öffentlichen Zwecken zu dienen – Bädern, Häusern, Rinnsteinen, Vorstadtgärten und Villen; wer die hohen Aquädukte betrachtet, die erforderlich sind, um die richtige Beförderung zu garantieren; wer an die Berge denkt, die deshalb durchstoßen, und die Täler, die aufgefüllt werden mussten, der wird zugeben, dass der Erdkreis nichts Bewundernswerteres aufzuweisen hat.“

Wasser galt in der Antike als Zeichen des Wohlstandes und war ein Ausdruck von Macht. Die Aquädukte, Wasserleitungen, waren zudem durch ihren „repräsentativen Charakter“ ein Wahrzeichen und Wunderwerk und wurden als Objekt der Würde (dignitas) und des Prestiges (auctoritas) des Imperium Romanums angesehen.

Während der Republik und des Prinzipats gab es elf Aquädukte in Rom, die den enormen Wasserdurst stillten: Aqua Appia, Aqua Anio Vetus, Aqua Marcia, Aqua Tepula, Aqua Julia, Aqua Virgo, Aqua Alsietina, Aqua Claudia, Aqua Anio Novus, Aqua Traiana, Aqua Alexandrina.

Eine der wohl berühmtesten Wasserleitungen war bzw. ist die Aqua Virgo (auf Italienisch Acqua Vergine), die die kürzeste, aber dafür bis heute noch intakte Wasserleitung ist.

Sie wurde 22.-19. v.Chr. unter Agrippa erbaut und hatte eine Gesamtlänge von 21 km, dabei verliefen nur 1,835 km oberirdisch, sodass sie über die Jahrhunderte hinweg gut geschützt war.

Ihr Name „Virgo“ soll laut des Wasserexperten der Antike, Frontinus, auf eine Sage zurückzuführen sein. Einige Soldaten hätten sich auf die Suche nach einer geeigneten Wasserader begeben. Dabei seien sie einem Mädchen begegnete (virgo), welches sie zu einer sehr ergiebigen Quelle führte.

Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches geriet auch die Aqua Virgo lange Zeit in Vergessenheit, doch widmete man sich ihr vermehrt ab dem 16. Jahrhundert und befasste sich mit der Ausgestaltung einer Brunnenfassade. Das dabei entstandene Resultat ist der allbekannte Trevibrunnen.

Ein paar Fakten zum Trevibrunnen

Okeanos-im Mittelpunkt

Der heutige Trevibrunnen, die Brunnenfassade des Aquäduktes, ist gezeichnet durch eine langwierige Erbauungsgeschichte. Realisiert wurde die Brunnenfassade durch Nicola Salvi zwischen 1732-1762 und schließt sich an der Seitenfassade des Palazzo Poli an. Deutliche architektonische Elemente des Triumphbogens des Kaiser Konstantins (312 n.Chr.) sind zudem wiederzufinden.

Der Brunnen ist in neun Achsen gegliedert und überdeckt die Fassade des dahinterliegenden Palazzo Poli restlos.

Die Attikazone ist von allegorischen Figuren geschmückt. Von rechts nach links ragen Allegorien der satten Wiesen, der Gaben des Herbstes, der Fruchtbarkeit der Felder und der Fülle der Früchte auf. So wird die fruchtbare Wirkung des Regens und der Bewässerung auf der Erde verdeutlicht. Im Gebälk haben sich zudem Papast Clemens XII. und Papst Benedikt XIV. verewigt, unter deren Lebzeiten der Trevibrunnen verwirklicht wurde.

Besonders betont wird der Mittelrisalit in korinthischer Kolossalordnung, in dessen Mittelnische sich ein 5,8 Meter hoher Meeresgott namens Okeanos befindet. Okeanos Muschelwagen wird von Hippokampen (Seepferden) und Tritonen (Mensch-Fisch-Mischwesen) gezogen. Flankiert wird er von einer Allegorie der Salubritas (Gesundheit) und der Abundantia (des Überflusses und der Fruchtbarkeit).

Oberhalb der Salubritas befindet sich ein Relief der Jungfrau, die den Soldaten den Weg zur Quelle weist und über der Abundantia ein Relief mit der Szene, in der Agrippa den Entwurf des Aquäduktes überprüft. An dem Zugang der Via della Stamperia kann der Betrachter zudem ein Todes-/ Verfallszeichen erblicken, einen zerbrechenden Pilaster und die Urne.

Spektakulär wirken die wilden Meereswesen und die sich aufbäumenden Rosse in der wilden ungestalteten Landschaft aus Felsen und versteinerten Pflanzen, die im Kontrast zu der strengen Gliederung der Fassade stehen. Thematisch werden die Naturgewalten dargestellt, die das Werk der Menschen zu bedrohen scheinen.

Brennpunkt: Tourifalle Trevibrunnen

Vieles mehr wollte ich ausführen, als wir mitten im Vortrag von einer Touristin wenig freundlich (höflich ausgedrückt) gebeten wurden, wegzugehen, damit sie ein besseres Foto von ihrer Begleitung machen könne. So wurde mir wieder schmerzlich bewusst, dass wir uns auf einem der belebtesten und touristischsten Orte Roms befanden.

Unzählige Touristen mit Selfie-Sticks und Duckface-Schnute drängen sich immer näher an den Brunnen heran. Ein Phänomen, das man auch in den Uffizien, in den Vatikanischen Museen, im Louvre etc. beobachten kann. Eins ist sicher, wenn man kein Beweisfoto hat, war man nicht wirklich in Rom!

Rom-Filme

Selbst Audrey Hepburn alias Prinzessin Ann wurde in dem Kultfilm „Ein Herz und eine Krone“ von ihrem charmanten Begleiter Joe (Gregory Peck) mit schicker neuer Frisur vor dem Trevibrunnen fotografiert. Der Brunnen bot wirklich eine tolle Filmkulisse und erweckt beim Anschauen des Filmes eine regelrechte Sehnsucht nach Rom und Dolce Vita.

Selbstverständlicher hatte ich vor Antritt der Romreise „Ein Herz und eine Krone“ gesehen und mich auch mit dem Film „Drei Münzen im Brunnen“ emotional auf den Trevibrunnen und unsere Romexkursion vorbereitet.

„Drei Münzen im Brunnen“ ist ein sehr zu empfehlender Liebesfilm aus dem Jahr 1954 mit einem berührenden Titelsong von Jule Styne ganz zu Beginn und zwei Oscars im Gepäck. In dem Film werfen die drei Freundinnen Anita, Maria und Francis alle jeweils eine Münze in den Brunnen und erhoffen sich, so die große Liebe in Rom zu finden.

To-Do: Münzen-in-den-Trevibrunnen-Werfen

Diesem Brauch wird auch heute noch nachgegangen. Man sagt sich, dass man die Münze mit der rechten Hand über die linke Schulter werfen solle. Das Werfen einer Münze bedeutet, dass man wieder nach Rom zurückkehren wolle, zwei, dass man sich verlieben wird und drei, dass man heiraten werde.

Mir reicht es erst einmal, wieder nach Rom zurückkehren zu dürfen, so warf ich nur eine Münze in den Brunnen. Selbstverständlich wurde dies, wie soll es anders sein, per Video festgehalten und in meine Instastory gestellt, schließlich sollten ja auch meine Freunde auf allen Kanälen erfahren, dass ich mich in der ewigen Stadt befand!